Süßer Genuss ohne Verdruss

Laut dem Datenportal Statista konsumierten wir in Deutschland 2020 pro Kopf 9,1 Kilogramm Schokolade. Die wichtigste Zutat für die Herstellung einer guten Schokolade ist die Kakaobohne.

Rund 70 % der Kakao-Welternte kommen aus Ghana und der Elfenbeinküste. Der Bio-Anteil liegt derzeit laut Fairtrade Deutschland gerade einmal bei 2,5 %. Verarbeitet wird der Kakao vor allem in Europa und USA. Aber wie produziert man eigentlich Schokolade?

Kakao ist einer der meistgehandelten Agrarrohstoffe. Der konventionelle Anbau von Kakao hat leider viele Nebenwirkungen. So gehört Kakao laut WWF zu den größten landwirtschaftlichen Entwaldungstreibern. Oftmals wird Kakao auf illegal entwaldeten Flächen angebaut. Auch sind die Plantagen meist Monokulturen, was zu einem erhöhten Wasserverbrauch der ohnehin durstigen Pflanzen führt. Neben diesem ökologischen Rucksack gibt es noch die sozialen Folgen: Oft werden keine existenzsichernden Löhne auf den Plantagen gezahlt, zudem unterliegt der Kakaopreis starken Schwankungen. Nur wenige Cent des Preises, den wir für eine Tafel Schokolade bezahlen, kommen bei den Menschen an, die auf den Feldern für unseren Genuss arbeiten.

Harte Arbeit in kleinbäuerlichen Strukturen

Der Anbau von Kakao erfolgt meist noch in kleinbäuerlichen Strukturen. Mehr als 5 Millionen Kleinbauern und -bäuerinnen kultivieren weltweit Kakao. Der Kakaobaum liebt es tropisch warm. Der bis zu 15 Meter hohe Baum trägt das ganze Jahr über Früchte, geerntet wird aber typischerweise zweimal im Jahr. Die Kakaoernte ist eine harte Arbeit. Die Früchte werden mit der Hand vom Baum geschlagen und aufgelesen. In der Kakaofrucht findet sich der eigentliche Schatz, die Kakaobohnen. Roh sind diese ungenießbar. Zur Produktion von Schokolade werden zunächst die Kakaofrüchte geerntet, die Bohnen vom Fruchtfleisch separiert, fermentiert und dann getrocknet. Danach werden die Bohnen für den Export vorbereitet, da die eigentliche Produktion von Schokolade in der Regel im globalen Norden stattfindet. Mehr als 10 % der Welt-Kakaoernte werden in Deutschland verarbeitet.

Fair ist mehr als gerechte Preise für Rohstoffe zu zahlen

fairafric Gründer Hendrik Reimers versucht, diese kolonialen Muster aufzubrechen. Er hat in Ghana eine Schokoladenfabrik aufgebaut, um so den Menschen vor Ort die Chance zu geben, einen größeren Teil der Wertschöpfungskette bei der Produktion von Schokolade im Land abzubilden – natürlich 100 % Bio. Während der Kolonialzeit war Weiterverarbeitung explizit verboten. Das hat dafür gesorgt, dass in Ländern wie Ghana kaum hochwertige Arbeitsplätze entstehen konnten. Durch die Verlagerung der gesamten Wertschöpfungskette in das Kakaoanbauland wird das lokale Einkommen pro Tonne Kakao vervierfacht: Statt nur den Kakaopreis zu zahlen, unterstützt fairafric so den Aufbau lokaler wirtschaftlicher Strukturen und schafft mittelständische Jobs in der Weiterverarbeitung.

Auch die anderen Zutaten für die Produktion von Schokolade versucht fairafric auf dem afrikanischen Kontinent zu beschaffen, wie Vertriebsleiterin Charlotte Knull erklärt. Der Zucker kommt aus Mozambique, die Tigernuss aus dem Niger, das Salz aus Südafrika. Sogar die Umverpackung für die Schokolade wird in Ghana produziert. Einzig Milchpulver ist auf dem afrikanischen Kontinent nicht zu bekommen. Die Schokoladenfabrik selbst wird mit Solarstrom betrieben und verzichtet bei der Verpackung komplett auf Plastik. 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt fairafric derzeit vor Ort und schafft so höher qualifizierte Arbeit als die, selbst mit Bio- und Fairtrade- Prämie, zum Niedriglohnsektor gehörende Arbeit auf den Feldern.

Nur Bio und Fairer Handel stehen dafür, dass weder Mensch noch Natur bei der Produktion der Rohstoffe zu Schaden kommen. fairafric geht hier einen Schritt weiter und will hochwertige Arbeit und angemessenen Wohlstand auch in den Ländern des Südens ermöglichen. Die Vision ist es, 10.000 hochwertige Arbeitsplätze in Afrika zu schaffen. Als nächstes möchte fairafric die Kakaomasse und Kakaobutter vor Ort selbst produzieren. Natürlich auch das 100 % Bio.

Freier Autor: Frank Braun