Wie steht es um unser Klima?

Wie steht es um unser Klima?

Die Schlagzeilen der letzten Wochen versprechen in Sachen Klima nichts Gutes. Der Ukraine-Krieg hat die Prioritäten verschoben. Gas, Kohle und Atomkraft belegen wieder die Schlagzeilen. Was heißt das nun für unsere Klimaziele?

Es ist sicherlich kein leichtes Unterfangen angesichts der multiplen Krisen unserer Zeit, die richtigen Weichenstellungen in Sachen Klimapolitik demokratisch zu legitimieren und in die Umsetzung zu bringen. Durch den Ukraine-Krieg haben sich die Vorzeichen für eine entschiedenere Klimapolitik sicherlich nicht verbessert. Im Fokus stehen nicht mehr die großen Nachhaltigkeitsthemen wie Energie, Mobilität und Landwirtschaft, sondern Sicherheit und Verteidigung. Die Kohle erlebt weltweit eine Renaissance. Das sind keine guten Nachrichten für das Klima. Aber es gibt Hoffnung, denn das Ganze hat durchaus auch positive Nebenwirkungen. Die durch diesen Krieg deutlich gewordene Abhängigkeit von russischem Gas und Öl sind zusätzliche Motivation, den Umstieg auf erneuerbare Energien zu beschleunigen. Auch für die Wirtschaft wird dieser Sektor zunehmend interessanter – sei es, um die eigenen Energieerzeugungskosten zu senken oder aber als renditeträchtiges Geschäftsmodell.

Der Klimawandel macht keine Pause

Vor fast genau einem Jahr wurde ein neues Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) verabschiedet. Mit dem angepassten Gesetz wurde das deutsche Treibhausgasminderungsziel für das Jahr 2030 auf minus 65 % gegenüber 1990 angehoben. Die Realität sieht allerdings anders aus: Auch 2021 ist es nicht gelungen, das schon für 2020 angepeilte Ziel von 40 % weniger Treibhausgas-Ausstoß im Vergleich zu 1990 zu erreichen. Vielmehr stieg der Treibhausgas-Ausstoß wieder um 4,5 % an. Weltweit sieht es leider nicht besser aus. Der Climate Change Performance Index (CCPI) 2022 zeigt, dass kein Land in allen Kategorien des CCPI-Index so gut abschneidet, dass es insgesamt eine sehr hohe Bewertung erhielte. Selbst wenn alle Länder so engagiert wären wie die derzeitigen Spitzenreiter würde dies nicht ausreichen, um die globale Erwärmung deutlich unter einem Anstieg von 2°C zu halten, geschweige denn, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Die globale Erwärmung und deren Folgen machen keine Pause, egal ob Kriege oder Corona uns neue Herausforderungen bescheren.

Handeln statt Verhandeln!

Es gibt aber auch gute Nachrichten. So hat es Dänemark innerhalb von zwei Jahrzehnten geschafft, seine Abhängigkeit von der Kohle drastisch zu reduzieren. Heute bezieht Dänemark 30 % seiner  Primärenergieversorgung aus erneuerbaren Energien. Mit seiner derzeitigen Klimapolitik ist Dänemark im Einklang mit den Pariser Abkommen. Auch die neuen Klimagesetze in Frankreich sind ein Schritt in die  richtige Richtung: Das Gesetz hat Maßnahmen zur Dekarbonisierung (Reduktion des Umsatzes von Kohlenstoff) von Gebäuden, Verkehr und Landwirtschaft beschlossen. Weltweit entstanden in den letzten Jahren Programme wie die Climate Ambition Alliance, um die globale Erwärmung einzudämmen. Die Climate Ambition Alliance bringt Länder, Unternehmen, Investoren, Städte und Regionen zusammen, die darauf hinarbeiten, bis 2050 netto null CO2-Emissionen zu erreichen. Seitens der Länder sind hier Chile und das Vereinigte Königreich die Treiber. Nicht zu vergessen sind die unzähligen Klimaaktivist*innen weltweit, die unermüdlich für eine konsequente Klimapolitik kämpfen. Dank globaler Bewegungen wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion ist die Klimabewegung mittlerweile nicht mehr nur in den Großstädten aktiv. Unzählige „For Future Bewegungen“ sind daraus entstanden und tragen die Diskussion in immer breitere Schichten der Bevölkerung. Es ist wichtig, in den traurigen Nachrichten rund ums Klima diese positiven Botschaften nicht zu übersehen. Längst ist alles gesagt und die Fakten liegen auf dem Tisch. Es geht nicht mehr ums Verhandeln, sondern ums Handeln. Je mehr Menschen zeigen, dass sie ihre Stimme nur einer Partei geben, die für eine konsequente Klimapolitik steht, desto mehr Raum wird das Thema in der politischen Agenda aller Parteien einnehmen.

Freier Autor: Frank Braun