Nürnberger Lebkuchen – das Beste für Elise
Nürnberger Lebkuchen sind nicht nur in aller Munde, sie gelten auch als Markenzeichen der Stadt. Die weihnachtliche Gebäckspezialität gibt es in zahlreichen Varianten und hat in der ganzen Welt Fans und Liebhaber*innen.
Vor allem um die Entstehungsgeschichte und Rezeptur der edlen Elisen-Lebkuchen ranken sich viele Mythen und Sagen. Die alten Original-Rezepturen werden von den traditionsreichen Nürnberger Lebküchnereien und Backstuben streng gehütet und so manches Familienrezept wird auch heute wieder in der Vorweihnachtszeit Verwendung finden. Die Geschichte der Lebkuchen lässt sich bis zu den alten Ägyptern zurückverfolgen.
Schon vor mehr als 5.000 Jahren wurden süße Fladen mit Honig und Gewürzen hergestellt und zumeist als Opferspeise oder Grabbeigabe verwendet. Da Honig als „Geschenk der Götter“ galt, wurden Speisen und Gebäck, die mit Honig zubereitet waren, eine heilende und wohltuende Wirkung zugeschrieben. Der Genuss der wertvollen „Honigkuchen“ war allerdings den Tempelbewohnern und dem Hof des Pharaos vorbehalten.
Vom Honigfladen zum Pfefferkuchen
Die Teigfladen fanden über Griechenland und das Römische Reich ihren Weg nach Europa. Im Mittelalter stellten vor allem die Mönche in den Klöstern das süße Gebäck her und aßen es während der Fastenzeit zu selbstgebrautem Bier. Sie würzten die Gebäckstücke kräftig mit Pfeffer und weiteren aromatischen, verdauungsfördernden Gewürzen, die ihren Weg aus dem Orient nach Europa gefunden hatten – der Pfefferkuchen, als europäische Variante des Honigkuchens, war geboren. Wegen der heilsamen Wirkung des Honigs und der zahlreichen wertvollen Gewürze verkauften die Mönche ihre Pfefferkuchen in klösterlichen Apotheken. Der Wortteil „Leb“ im später verwendeten Wort Lebkuchen geht übrigens eher auf die Bezeichnung Laib zurück und stammt nicht von „Leben“. Die großen Lebkuchen erinnern auch heute noch an die flache, runde Form eines Brotlaibs.
Die Hauptstadt des Lebkuchens
Dass Nürnberg heute als Lebkuchenstadt bekannt ist, liegt an ihrer strategisch günstigen Lage: Die Handelsrouten der Gewürzhändler kreuzten sich in der fränkischen Stadt, was sie lange zum Umschlagplatz für exotische Gewürze aus dem Orient machte. Die Händler brachten Kardamom, Muskat, Zimt, Ingwer, Anis, Koriander, Piment, Nelken und schwarzen Pfeffer aus dem Hafen von Venedig nach Nürnberg. Der Volksmund bezeichnete die fremdartigen Gewürze allesamt als „Pfeffer“. Ein weiterer Grund, weshalb Nürnberg zur Hochburg der Lebkuchenherstellung wurde, war der riesige, urwaldartige Reichswald, der die Stadt damals umgab. Dort waren die Zeidler zugange, die aus den Stöcken der Wildbienen große Mengen Honig ernteten – das wichtigste Mittel, um Speisen, Getränke und Gebäck zu süßen. Für die „Lebzelter“ genannten Lebkuchenbäcker gab es eine eigene Zunft. Nur sie durften den haltbaren Lebkuchen in ihren Backstuben herstellen. 1395 wurde ein Nürnberger Lebküchner zwar erstmalig urkundlich erwähnt, vom Handwerk der Lebküchnerei wurde aber erst im 17. Jahrhundert offiziell gesprochen. Die Nürnberger Lebkuchentradition gehört wie eh und je zur Stadt. Schon ab September kann man den süßlich-würzigen Duft erschnuppern, den die zahlreichen Lebkuchenproduktionen verströmen.
Wertvolle Elisen-Lebkuchen
Je mehr Nüsse und Mandeln im Lebkuchen stecken, desto wertvoller ist er. Die Nürnberger Elisen-Lebkuchen gelten als Premiumprodukt, als „Königin“ der Lebkuchen. Aber woher stammt die Bezeichnung und die besondere Rezeptur? Unser Lebkuchenpartner, die traditionsreiche Nürnberger Lebküchnerei Fraunholz bezieht sich auf eine Geschichte, die in Nürnberg jedes Schulkind kennt: Der Sage nach soll 1720 die Tochter eines Nürnberger Lebküchners auf den Tod erkrankt sein. Der verzweifelte Vater buk für sie einen besonderen Lebkuchen, nur aus reinen Haselnüssen, Bienenhonig und den besten Gewürzen. Nach dessen Genuss wurde das Kind wieder gesund. Die Tochter hieß Elisabeth, der Lebkuchen wurde unter dem Namen Elisen- Lebkuchen weltbekannt.
Eine andere, nicht ganz so romantische Geschichte erzählt, dass sich der Name auf eine mittelalterliche Marktgräfin bezieht, die immer nur die besten und teuersten Lebkuchen haben wollte. Vielleicht ist beides erfunden, für die Herstellung der edelsten Lebkuchen-Variante gilt aber nach wie vor: Mehl wird in echten Nürnberger Elisen-Lebkuchen gar nicht oder nur sehr sparsam verwendet. Laut der Verbraucherzentrale Bayern darf der Mehlanteil höchstens 10 % betragen und echte Elisen müssen mindestens zu 25 % aus Walnüssen, Haselnüssen oder Mandeln bestehen. Bei allen anderen Zutaten hat jede*r Lebküchner*in ein eigenes Geheimrezept, weshalb auch die Elisen-Lebkuchen der zahlreichen Nürnberger Lebkuchenmarken und -bäckereien ganz unterschiedlich schmecken.
Autorin: Friederike Tetiwa (ebl-Redaktion)