Kleine Ursache, großer Fußabdruck

Dass wir mit unserem Lebensstil mehr verbrauchen als uns zusteht, ist ja mittlerweile hinreichend bekannt. Eine wenig beleuchtete Seite ist der CO2-Fußabdruck unserer digitalen Lebenswelt.

Laut dem Öko-Institut gehen allein 0,85 Tonnen der uns rechnerisch jährlich pro Person für einen klimaverträglichen Lebensstil zustehenden zwei Tonnen CO2 auf das Konto der Informationstechnik. Da sollte doch einiges an Einsparpotentialen zu finden sein, oder? Der größte Anteil dieser 0,85 Tonnen geht auf das Konto der Herstellung der Geräte: Laptops, Smartphones etc. Der zweitgrößte Posten geht zu Lasten der Rechenzentren, wo wir unsere Daten hosten, Applikationen abrufen usw., gefolgt von der Nutzung unserer Geräte und der Netzwerke, über die wir unsere Daten austauschen.

Bei der Herstellung der Geräte entstehen die Emissionen insbesondere bei der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung sowie durch den Energieaufwand zur Halbleiterfertigung. So werden beispielsweise für die Herstellung eines Laptops 250 Kilogramm CO2 ausgestoßen. Es liegt auf der Hand, dass wir durch eine lange Nutzung unserer Geräte hier einen großen Beitrag zu einer verbesserten CO2-Bilanz leisten können. So ist beim Smartphone eine typische Sollbruchstelle der Akku. Denken Sie also schon beim Kauf darüber nach, ob die Batterie ohne großen Aufwand austauschbar ist. Ist der Speicherplatz Ihres Rechners hochrüstbar? Kann die Festplatte getauscht werden? All das sind Punkte, die die Lebensdauer Ihres Gerätes verlängern können.

Hinzu kommt der Energieverbrauch beim Betrieb. So verbraucht ein durchschnittlicher Laptop rund 25 kg CO2 pro Jahr. Auch hier können Sie schon beim Kauf Ihrer Produkte Weichen stellen, indem Sie den Energieverbrauch Ihrer Geräte für die Kaufentscheidung mit im Blick behalten. Es gibt eine Reihe von Studien, die belegen, dass ökologische IT-Produkte auf die Lebensdauer gerechnet, preiswerter sind als Billig-IT-Produkte, weil sie z. B. weniger Energie verbrauchen. Ein rasant wachsender Anteil unseres digitalen CO2-Abdrucks ist die Datenübertragung. Wir spielen unsere Musik, Filme etc. zunehmend aus dem Internet ab.

Das erzeugt riesige Datenmengen, die zu uns transportiert werden müssen. Wir bezahlen dafür unsere Internet- oder Streaming-Dienstleister, zusätzlich aber auch durch den Verkauf unserer Daten und Werbung. So erzeugen vier Stunden tägliches Video-Streaming aufs ganze Jahr gerechnet rund 62 kg CO2-Ausstoß, zehn Fotos für soziale Netzwerke pro Tag ca. ein kg CO2 pro Jahr. Auch hier können wir einiges dafür tun, unseren Fußabdruck zu reduzieren. Überlegen Sie sich, welche Bilder Sie in den sozialen Netzen teilen, ob Sie einen Film über das Internet streamen, all das hat Einfluss auf Ihre CO2-Bilanz.

Wo gerechnet wird, wird Energie benötigt

Und dann sind da natürlich noch die Rechenzentren, die diese gewaltigen Datenmengen verwalten und archivieren. Deren elektrischer Energieverbrauch in Deutschland betrug im Jahr 2022 rund 17 Milliarden Kilowattstunden! Bezieht man diesen Energieverbrauch auf die mehr als 60 Millionen Internet-Nutzerinnen und -nutzer, die die Bundesnetzagentur für das Jahr 2022 nennt, so entfallen auf jeden Internet-Anschluss rund 283 Kilogramm CO2-Emissionen pro Jahr. Rechenzentren, die hier besonders engagiert sind, können Sie z. B. am Umweltzeichen „Blauer Engel“ erkennen.

Außerdem sind unsere Suchanfragen ein Schwergewicht in Sachen CO2. Geschätzte drei Billionen sind das weltweit pro Jahr, also 8 Milliarden pro Tag oder 6 Millionen pro Minute! Damit verursacht Google mehr als 40 % der CO2-Emissionen der gesamten Internetnutzung. Wissenschaftler* innen schätzen den Ausstoß einer einzigen Google- Suchanfrage auf 10 Gramm CO2. Es lohnt sich also bei jeder Suchanfrage erst einmal selbst nachzudenken, ehe wir sie ins Internet jagen. Wenn Sie Ihre Suchanfrage anonymer gestalten wollen (ja, Google nutzt unsere Daten, die wir mit unseren Suchen weiterschicken), dann möchte ich Ihnen Startpage www.startpage.com ans Herz legen. Es gibt noch andere Suchmaschinen, wie Ecosia, die versuchen, unseren Fußabdruck durch das Pflanzen von Bäumen zu minimieren.

Sie sehen, auch dieses Thema ist vielschichtig, bietet aber vielfältige Möglichkeiten, durch unser eigenes Verhalten unseren CO2-Verbrauch zu reduzieren. Auch hier gilt der Dreiklang: Bewusstmachen, wertschätzen und im Zweifel auch mal verzichten.

 

Freier Autor: Frank Braun