Weniger ist mehr – naturnah gärtnern und genießen

Keine Angst vor mehr Nachhaltigkeit im eigenen Garten oder Blumenkasten. Mit ein bisschen Vorbereitung nimmt Ihnen die Natur die (meiste) Arbeit ab – und Sie dürfen ganz in Ruhe wunderbare und ökologisch wertvolle Pflanzenfreuden erleben.

Im Durchschnitt sind rund 45 % der Flächen in deutschen Städten versiegelt, sprich betoniert, asphaltiert oder bebaut. Umso wichtiger sind die kleinen (und großen) Oasen dazwischen. Neben öffentlichen Grünflächen und Parks spielen private Gärten, Terrassen und Balkone eine immer wichtigere Rolle im urbanen Ökosystem. Wie kleine Inseln werden sie von heimischen Insekten, Vögeln und Säugetieren angesteuert, um Wasser, Nahrung und Schutz sowie Abkühlung an heißen Tagen zu suchen. Wer seinen Garten möglichst naturnah gestaltet und auf eine nachhaltige Bepflanzung und Pflege setzt, schont natürliche Ressourcen und leistet einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz sowie zur Förderung der Artenvielfalt in seiner Umgebung. Das gilt übrigens auch für Blumenkästen auf dem Balkon oder vor der Haustür und dem Fenster. Jeder Zentimeter Natur zählt!

Kleiner Garten – großer Beitrag

Schon mit wenig Aufwand lässt sich auf kleinster Fläche der Grundstein für ein naturnahes Biotop legen. Wer einen Garten hat, kann mit einer Mischung aus Blumenwiese, Beeten, Hecken, Büschen, Obstbäumen sowie Nisthilfen, kleinen Nischen und Schlupfwinkeln ein wertvolles Refugium für die heimische Tierwelt gestalten. Auf Terrassen und Balkonen sorgen bienenfreundlich bepflanzte Blumenkästen für regen Insekten-Flugverkehr. Ein bisschen Planung gehört dazu, damit die passenden Pflanzen für die entsprechenden Standorte und Bedingungen ausgesät bzw. angepflanzt werden. Besonders tierfreundlich ist es, auch auf die verschiedenen Blühzeiten und „Nutznießer“ zu achten, damit Insekten und kleine Säugetiere möglichst lange im Jahr etwas von der Pflanzenpracht haben. Heimische Pflanzen aus nachhaltigem Anbau oder selbstgezogene Setzlinge aus samenfestem Saatgut sind für einen naturnahen Garten die beste Wahl. Pflanzen und Saatgut können auch auf Tauschbörsen und entsprechenden Flohmärkten günstig erworben werden. Eine große Auswahl an samenfestem Saatgut (Bingheimer Saatgut) finden Sie auch in unseren ebl-Märkten.

Von Grund auf nachhaltig

Der Klimawandel ist auch in den Gärten deutlich zu spüren. Heiße Sommer, milde Winter und wenig Regen sorgen für trockenere, verdichtete Böden. Schon bei der Anlage des Gartens bzw. Balkons sollte deshalb auf eine nachhaltige Grundlage geachtet werden und nur torffreie Erde zum Einsatz kommen, da Torf aus Mooren abgebaut wird und auch dort als wichtiger CO2-Speicher bleiben sollte. Pflanzen gedeihen ebenso gut auf humusreichem Boden mit vielen Luftporen und Bodentieren. Aus organischen Abfällen lässt sich nährstoffreicher Humus selbst auf kleinstem Raum ganz einfach selbst erzeugen – mit einem Komposthaufen oder Kompostierer. Alternativ versorgen Kultursubstrate, z. B. mit Pflanzenkohle von bionero oder Universalerde von ökohum Beet- und Kübelpflanzen mit den notwendigen Nährstoffen und gespeichertem Wasser.

Sparen Sie Ressourcen

Sparsamkeit gehört zum nachhaltigen Gärtnern dazu. Anstelle von Trinkwasser sollte zum Gießen gesammeltes Regenwasser verwendet werden. Der Boden gehört zudem regelmäßig auflockert, damit das Wasser schnell einziehen kann oder mit einer Mulchschicht bedeckt, um die Verdunstung von Bodenwasser zu reduzieren. Energie lässt sich auch durch die Verwendung von Handgeräten, z. B. Spindelmäher oder Gartenschere, einsparen. Da Blumenwiesen und natürlich wachsende Gehölze nur wenig Pflege brauchen, ist der Mehraufwand minimal. Gartengeräte, die nur selten benötigt werden, am besten in Gemeinschaft mit den Nachbarn anschaffen oder ausleihen. Setzen Sie auch so oft wie möglich auf Recycling, z. B. bei Anzuchtbehältern (aus Eierkartons, Klorollen, Joghurtbechern etc.), Blumenkübeln (mehrfach verwenden), Gartenmöbeln und Hochbeeten. Auch hier sollten nur nachhaltige Materialien zum Einsatz kommen – oder Sie bauen sie aus ausgedienten Holzmöbeln, Kisten, Paletten etc. gleich selbst. Das ist nicht nur ressourcenschonend, sondern sorgt auch für einen individuellen Look.

Hand anlegen anstelle von Chemie

In einem naturnahen Garten haben chemische Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel, wie z. B. Glyphosat, nichts zu suchen. Schon bei der Pflanzenwahl sollte man auf besonders robuste Sorten mit Bio-Siegel achten und die Zusammensetzung im Beet so gestalten, dass sehr invasive Beikräuter keine Chance haben, z. B. durch dichte Bepflanzung und ein Ausfüllen der Lücken mit Bodendeckern. Grundsätzlich hilft auch regelmäßiges Jäten und Lockern der Erde. Außerhalb des Gemüsebeets kann man auch einfach alles wild gedeihen lassen, denn viele „Unkräuter“ leisten einen wichtigen Beitrag für ein funktionierendes Ökosystem und werden von Insekten angeflogen, wie z. B. Gänseblümchen, Löwenzahn, Brennnessel, Rotklee oder Spitzwegerich. Auch „unerwünschte“ Tiere lassen sich mit einfachen und umweltfreundlichen Hilfsmitteln abwehren: Gemüse kann mit Netzen aus Bio-Baumwolle oder Mulchpapier auf Basis von Getreidemehl geschützt werden. Schnecken und Ameisen beispielsweise gehören zu einem intakten Ökosystem dazu und sollten nur mit sanften Mitteln von Nutzpflanzen ferngehalten werden, z. B. mit Schneckenzäunen und Barrieren aus Kaffeesatz oder Absammeln bei starkem Befall. Ameisen lassen sich mit stark duftenden Substanzen, wie Knoblauch, Zimt, Lavendel, Zitrone oder Essig von Beeren, Äpfeln & Co. abschrecken.

Das Schönste zum Schluss: Wenn alles wächst und gedeiht, gibt es für den naturnahen Gärtner bzw. die Gärtnerin nicht mehr allzu viel zu tun – außer genießen und beobachten.