Wo Fortschritt und Tradition Hand in Hand gehen

Heute möchten wir Sie tief in den Süden Italiens entführen. Bereits in der 9. Generation bewirtschaftet die Familie Ceci rund um die Gemeinde Andria, in Apulien, im Einklang mit Natur und Tradition, 250 Hektar Land. 1819 hatte hier der Ur-Ur-Großonkel mit der Landwirtschaft begonnen.

Produziert werden Wein, Tomatensaucen, Oliven, Olivenöl, Fleisch, Gemüse und jede Menge Solarstrom. Eine der Besonderheiten des Betriebes ist das Denken in Regionalkreisläufen. Ich habe mich mit Clara Ceci unterhalten, die sich gerade als 9. Generation in den Betrieb ihres Vaters einarbeitet. Clara Ceci studiert derzeit noch, arbeitet sich aber parallel schon im Betrieb ihres Vaters Giancarlo ein, der den Hof seit 1988 bewirtschaftet. Giancarlo Ceci hatte in 8. Generation 20 Hektar vom Hof seines Vaters übernommen, um dort biologisch zu wirtschaften. Anfangs war Carlas Großvater sehr skeptisch, aber er ließ seinen Sohn trotzdem gewähren. Dieses Vertrauen sollte sich auszahlen. Drei Jahre später war auch er überzeugt, dass dies nicht nur eine Spinnerei seines Sohnes war, sondern ein Weg in die Zukunft. So wurde Schritt für Schritt der ganze Hof umgestellt. Schnell fing die Familie an sich mit biodynamischer Landwirtschaft nach Demeter zu befassen und führte den Betrieb hin zu einem sich komplett selbstversorgenden System. Das ganzheitliche Konzept der Betriebsführung zahlt sich aus. Die Gesamtfläche der Farm beträgt heute 250 Hektar: 70 Hektar Weinberge, 100 Hektar Olivenhaine, 50 Hektar Anbauflächen und 30 Hektar Eichenwald. Dann ist da noch der 2011 ans Netz gegangene Solarpark und die Fertigungsanlagen zur Weiterverarbeitung seiner Produkte. „Schritt für Schritt wollen wir so einen Beitrag zu ökologischer und sozialer Gerechtigkeit für diese und kommende Generationen leisten“, so erklärt mir Clara.

Das gesamte Betriebskonzept hat viele Vorteile. Zum Beispiel bei der Tomatenverarbeitung für die Tomatensaucen: „Durch die kurzen Wege können die Tomaten bei nur 70 Grad verarbeitet werden. Normal sind hier Temperaturen von über 100 Grad. So bleiben in der Tomatensauce die Nährstoffe fast vollständig erhalten und der Wassergehalt ist deutlich niedriger. Das gibt unseren Saucen den unverwechselbaren Geschmack frischer Tomaten”, erklärt mir Ceci.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Hier im Süden Italiens ist der Klimawandel längst spürbar: Die Sommer werden noch heißer und trockener. „Normalerweise bringt uns das Frühjahr mit regelmäßigem Regen das Wasser, welches wir zum Wirtschaften brauchen. Das hat sich geändert. Wenn es regnet, dann in Form von Starkregen innerhalb weniger Tage.“, so Ceci. Während aber die konventionell wirtschaftenden Kollegen immer wieder alle ihre Olivenbäume künstlich bewässern mussten und trotzdem in Dürrejahren eine extrem schlechte Ernte hatten, kamen die Cecis ohne künstliche Bewässerung aus und das ohne an Qualität zu verlieren. Mit seinem Solarpark produziert der Betrieb jährlich 2 Millionen Kilowattstunden Strom aus Sonnenenergie. Das ist mehr als das Doppelte seines eigenen Energieverbrauches. Als nächstes Projekt will sich der Betrieb als „klimaneutral“ zertifizieren lassen. Dafür unterzieht sich der Betrieb einer Vielzahl von Umweltverträglichkeitsprüfungen, um den CO2-Fußabdruck zu ermitteln und kontinuierlich zu verbessern. „Ziel ist es eine positive Klimabilanz im gesamten Produktionsablauf zu haben, was bedeutet, dass wir die Emissionen, die durch unsere Aktivitäten entstehen, vollständig durch Gegenmaßnahmen kompensieren“, so Ceci.

Jahr für Jahr wächst hier diese Oase des nachhaltigen Wirtschaftens ein kleines Stückchen weiter. „Im April diesen Jahres haben wir 3.500 neue Olivenbäume auf Anbauflächen gepflanzt, die wir vorher nur für die Gemüseproduktion genutzt haben. Auf diesen Flächen wird weiterhin Gemüse gepflanzt, in Mischung mit den neuen Olivenbäumen.“, so Ceci über die neueste Idee, die umgesetzt wurde.

Herzlich grüßt

Frank Braun (freier Autor)