Wie viel Ackerfläche hat Ihr Essen heute verbraucht?

Teilt man die weltweit verfügbare Ackerfläche durch die Anzahl der Menschen weltweit, so stehen rechnerisch, bei aktuell rund 7,8 Milliarden Menschen, jedem von uns knapp 2.000 Quadratmeter Ackerland zur Verfügung. Das würde rein rechnerisch, je nachdem, wie wir uns ernähren, auch ausreichen, um deutlich über 10 Milliarden Menschen gesund zu ernähren.

Mit dem Projekt Weltacker will uns die Zukunftsstiftung Landwirtschaft ein Gefühl dafür geben, wie viel Ackerfläche wir für unseren Lebensstil in Anspruch nehmen. Ich mache einen Selbstversuch. Wie viel Weltacker verbrauche ich an einem Tag? Dazu habe ich heute mal Buch geführt und dann mit dem Weltackerrechner auf deren Webseite (www.2000m2.eu/de) kalkuliert, was mein heutiger Flächen­bedarf war.

Ackerverbrauch an einem Tag

Mein Frühstück verbraucht ca. 1,65 m². Ein Kaffee zwischendurch schlägt mit 0,17 m² zu Buche. Mittags dann ein Teller Zucchinicremesuppe, macht 0,75 m². Für ein Croissant und nochmals eine Tasse Tee am Nachmittag brauche ich 0,35 m². Vormittags und nachmittags je eine Birnensaftschorle macht geschätzt 0,1 m². Abends gab es dann Maiskolben mit Kartoffeln, macht 1,15 m². Die späte Schokoladenlust verbraucht dann mit 2,04 m² fast doppelt so viel Ackerfläche, wie mein Abendessen. Das überrascht mich dann doch. So habe ich mit 5,79 m² Ackerfläche meinen Tagesanteil mit 137 % überschritten und das, obwohl Fleisch komplett auf dem Speiseplan gefehlt hat. Das hat mich dann doch ernüchtert. Klar, hätte ich die Schokolade weggelassen können, dann wäre ich mit 89 % noch innerhalb meines Tagesbudgets geblieben. Für eine Portion Currywurst mit Pommes, so lerne ich, könnte ich auf der gleichen Ackerfläche 8 Portionen Spagetti mit Tomatensauce kochen. Ich lerne einiges dazu, beim Spiel mit den Verbrauchszahlen.

Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen

Neben der Frage, was wir auf den landwirtschaftlichen Flächen anbauen, ist es mindestens genauso wichtig zu betrachten, wie wir die landwirtschaftlichen Flächen nutzen. Für Deutschland ist der Trend der letzten Jahrzehnte äußerst unerfreulich. So hat sich die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe kontinuierlich verringert. 1950 gab es noch 2 Millionen Bauernhöfe, 2017 waren es nur noch 270.000. Noch viel drastischer ist die Konzentration bei der Tierhaltung.

Wiesen und Weiden werden immer mehr zugunsten von Ackerland verdrängt, mit katastrophalen Folgen für die Artenvielfalt. Anders als in der konventionellen Landwirtschaft ist der größte Teil der ökolandwirtschaftlichen Fläche übrigens Grünland, was auch der Artenvielfalt sehr zu Gute kommt.

Es muss sich vieles ändern

Darüber hinaus haben die fortlaufende Technisierung sowie der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln Auswirkungen auf das Klima und die Biodiversität. Daher fordert beispielsweise der WWF, dass auch jenseits des ökologischen Landbaus in der konventionellen Landwirtschaft künftig breitere Fruchtfolgen mit Zwischenfrüchten Standard sein sollten. Zudem sollte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um mindestens 25 Prozent sowie der von Stickstoffdünger um 15 Prozent sinken. Fürs Klima, für die Biodiversität und für unsere Zukunft. Dafür ist es notwendig staatliche Subventionen stärker an zukunftsfähige Betriebsführung zu koppeln. Finanzielle Unterstützung sollten somit nur Landwirte bekommen, die nachweislich Wasser, Boden und Klima schützen sowie die Artenvielfalt fördern. Durch diese Maßnahmen ließen sich allein in Deutschland jährlich rund 12,7 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Bedenkt man, dass von den rund 11,7 Millionen Hektar Ackerland in Deutschland rund 95 Prozent konventionell bewirtschaftet werden, liegt hier ein riesiges Potential.

Auch in unseren Gärten können wir Artenvielfalt und Klimaschutz mitgestalten. Stellen Sie sich Ihren Humus auf dem eigenen Kompost her, anstatt organische oder synthetische Dünger zu verwenden. Pflanzen Sie Vielfalt. Denn wenn der eigene Garten auf dem Teller liegt, dann ist das nicht nur richtig frisch und lecker, sondern auch noch absolut enkeltauglich!

Herzlich grüßt

Frank Braun von bluepingu e. V. für die ebl-Redaktion