Umweltschutz – ein im Wandel der Zeit

1970 wird als Geburtsstunde für den Umweltschutz gesehen. Seit mehr als 50 Jahren kämpfen Menschen nunmehr schon um eine politische Agenda, die den Umweltschutz als integralen Bestandteil rechtsstaatlichen Handelns versteht.

Eine Generation steht auf

Das Europäische Naturschutzjahr und der Earth Day in den USA gelten als die Geburtsstunde der modernen Umweltbewegung. Der 1970 erstmals in den USA ausgerufene Earth-Day brachte damals mehr als 20 Millionen US-Amerikaner*innen (das waren rund 10 % der Bevölkerung!) auf die Straße, um für die Einbettung des Umweltschutzes in die politische Agenda zu kämpfen. Aber die Bewegung von damals ist in die Jahre gekommen. Viele, gerade auch junge Menschen, suchen nach Alternativen. Die Zeit ist reif für etwas Neues. Nach 1970 könnte 2018 als ein neuer Meilenstein für die Umweltschutzbewegung in die Geschichtsbücher eingehen. Mit Greta Thunbergs Streik im August 2018, der Gründung von Fridays for Future und Extinction Rebellion (Oktober 2018) ist eine neue Generation der Protestbewegung entstanden, die den Klimawandel als zentrales Thema ihrer Arbeit sieht. Die Ausgangsvoraussetzungen 1970 im Vergleich mit den heutigen hätten aber kaum unterschiedlicher sein können.

Eine Gesellschaft im Wandel

Umweltschutzverbände, wie beispielsweise Greenpeace oder der BUND als Stimme der Zivilgesellschaft, gab es 1970 ebenso wenig wie eine Partei, die den Umweltschutz in das Zentrum ihrer politischen Arbeit stellte. Die Grünen wurden erst 10 Jahre später gegründet. Bio war noch ein Nischenprodukt, das längst nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen war, die Atomkraft war noch im Aufwind. Die wesentliche Aktionsform war der Protest auf der Straße und der persönliche Ausstieg aus dem System. Die „Szene“ war längst nicht so gut organisiert und vernetzt, schon gar nicht international, wie heute. Social Media als Teil der Mobilisierung gab es ohnehin noch nicht. An vielen Stellen fehlten einfach Informationen, aber wir wussten, z. B. Atomkraft wollten wir nicht. Alternativen, sowohl im Kleinen bei der eigenen Ernährung, als auch im Großen z. B. in der Energieversorgung, gab es aber kaum. Viele zog es damals aufs Land, um dort autark zu leben.

Umweltschutz ist in allen Teilen der Gesellschaft angekommen

Das ist heute völlig anders. Längst sind Themen wie Klimawandel und soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz in allen Teilen der Gesellschaft und allen Altersgruppen angekommen. Meiner Wahrnehmung nach ist es heute keine Bewegung der Aussteiger*innen mehr, die sich vom System abzugrenzen sucht, sondern vielmehr eine Bewegung, die neben Protest vor allem in das System eindringt und im Dialog mit Politik und Gesellschaft, meist sehr konstruktiv, mit eigenen Vorschlägen versucht, die politische Agenda mitzugestalten. Bürgerdemokratie als Mittel zur Mitbestimmung und Mitgestaltung ist ein zentrales Thema. Man sucht den Dialog mit allen Parteien, schließlich will man nichts weniger, als den gesamtgesellschaftlichen Wandel mitzugestalten. Denn längst ist klar, auch vor Öko-Dörfern wird der Klimawandel nicht Halt machen. Auch ist die Bewegung sicherlich viel bunter geworden, vielleicht auch widersprüchlicher. SUV fahren oder beim Discounter einzukaufen und sich gleichzeitig für den Klimawandel einzusetzen schließt sich nicht zwingend aus.

Fast allen ist heute klar, dass uns die Zeit davonläuft. Nicht nebeneinander, sondern miteinander gilt es zu gestalten. Es ist daher schön zu sehen, dass es zwischen den Pionieren der Umweltschutzbewegung und den jungen neuen Bewegungen kaum Berührungsängste gibt und beide Seiten voneinander und miteinander lernen. Das sollte hoffentlich die Lernerfolge für die nächsten 50 Jahre radikal beschleunigen. Wir alle sind gefordert Politik als unsere persönliche Verantwortung zu verstehen und unseren Teil dazu beizutragen. So könnte es dann klappen mit einer für Mensch und Mitwelt gleichermaßen gerechten Welt.

Herzlich grüßt
Frank Braun (freier Autor)