True Cost – der wahre Preis unserer Lebensmittel

Für billige Lebensmittel zahlen wir in Wahrheit einen hohen Preis! Der Betrag auf dem Kassenzettel zeigt nicht die wahren Kosten (true cost), hinzu kommen zusätzliche Ausgaben, die durch Gesundheits- und Umweltschäden entstehen. Gerade Lebensmittel aus konventioneller Erzeugung schlagen dabei besonders hoch zu Buche.

Warum geht die Rechnung nicht auf?

Eine wegweisende True-Cost-Studie („The Hidden Cost of UK Food“), die 2017 in England veröffentlicht wurde ergab, dass wir unsere Lebensmittel zweimal bezahlen – den Preis auf dem Kassenzettel und die gleiche Summe nochmals aufgrund versteckter Kosten, die durch Folgeerscheinungen der Lebensmittelproduktion entstehen, wie z. B. Kosten zur Behebung von Umweltschäden und Krankheiten. Diese werden durch Abgaben, Steuern und Krankenkassenbeiträge beglichen und bleiben damit für die*den Verbraucher*in unsichtbar. Es gibt zahlreiche Arbeiten und Ansätze, die versuchen, die wahren Kosten der Lebensmittelproduktion zu schätzen. Das ist nicht ganz einfach, da eine solche Berechnung von sehr vielen, zum Teil auch schwer kontrollierbaren Faktoren abhängt und immer wieder aktualisiert werden muss.

Durch die Blume gesprochen

Vielfältige Studien konnten belegen, dass die Ladenpreise konventionell erzeugter Lebensmittel im Lebensmittel­handel und beim Discounter zu niedrig sind und in keiner Weise die tatsächlichen Kosten widerspiegeln. Um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen und zu veranschaulichen, welche Aspekte für eine nachhaltige Entwicklung in der landwirtschaftlichen Lieferkette entscheidend sind, entwickelten 2009 international agierende Bio-Pioniere die Nachhaltigkeitsblume. Der Bio-Großhändler Eosta nutzt eine eigene Darstellung der Blume, um das individuelle Engagement der Erzeuger seiner „Nature & More“ Initiative zu beurteilen. Die Blume besteht aus sieben bunten Blütenblättern – jedes symbolisiert einen Nachhaltigkeitsbereich, für den sich die positiven und negativen Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf die Umwelt und die Gesellschaft auflisten und als Kosten ausdrücken lassen: Klima, Wasser, Boden, Artenvielfalt, Individuum, Gesellschaft und Wirtschaft.

Warum uns konventionelle Landwirtschaft teuer zu stehen kommt

Gerade bei der konventionellen Landwirtschaft sind die versteckten Kosten für die Natur besonders hoch. Im Bereich Klima schlagen die Treibhausemissionen am stärksten zu Buche. Durch intensive Bodenbearbeitung und Rodung wird CO2 freigesetzt. Auch die Nutzung von Stickstoffdünger, der Energieverbrauch, die verwendeten Energiequellen und der Transport sind verantwortlich für Folgekosten. Durch Überdüngung und Überweidung geht wertvoller Boden, die Grundlage der Landwirtschaft, verloren. Außerdem gelangen Nitrat- und Pestizidrückstände aus der industriellen Landwirtschaft ins Wasser. Somit verursacht die Trinkwasseraufbereitung des verunreinigten Grundwassers hohe Kosten. Auch durch invasiven Landbau verursachte Wasserknappheit führt vielerorts zu wirtschaftlichen Einbußen. Bestäubende Insekten und Fressfeinde von Schädlingen spielen in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Chemische Düngemittel und Pestizide sind mitverantwortlich für den Rückgang der Artenvielfalt. Auch für soziale Bereiche lassen sich versteckte Kosten ermitteln.

Jedes Individuum ist von den Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft auf die Natur betroffen. Denn umweltbedingte Erkrankungen, Allergien, Wasserknappheit, Umgang mit Pestiziden etc. wirken sich direkt auf das Wohlergehen jedes Einzelnen und insbesondere auf die Mitarbeiter*innen der landwirtschaftlichen Unternehmen aus. Damit belasten sie die ganze Gesellschaft auch finanziell. Grundsätzlich gestalten alle Unternehmen die gesellschaftlichen Strukturen mit, je nachdem wie fürsorglich, regional vernetzt, nachhaltig, fördernd etc. sie handeln. Letztendlich trägt jedes Unternehmen selbst die Verantwortung, in welcher Weise es wirtschaftet – auf Kosten anderer und der Umwelt oder nachhaltig und verantwortungsvoll. Somit gilt es in der gesamten Wirtschaft, Gewinn neu zu definieren. Bei der Berechnung sollten die oben genannten Auswirkungen und Kosten selbstverständlich miteinbezogen werden. Damit können wirtschaftliche Aktivitäten in Zukunft so gestaltet werden, dass alle davon profitieren – Mensch und Umwelt.

Warum Bio-Lebensmittel günstiger sind

Bei der Preisberechnung nach dem True-Cost-Modell schneiden Erzeugnisse aus der Bio- Landwirtschaft deutlich besser ab. Dabei besteht ein schonender und weniger invasiver Umgang mit den natürlichen Ressourcen Boden und Wasser. Zudem wird Bio-Saatgut verwendet sowie auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel verzichtet. Somit entstehen keine oder geringere Schäden und dadurch auch niedrigere versteckte Folgekosten. Obst, Gemüse und Getreide aus konventionellem Anbau sind nur vermeintlich billiger. Denn die wirklichen Kosten, die wir alle zahlen müssen, liegen hinter dem Preisschild – versteckt in den negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt und uns selbst.

Herzliche Grüße
Friederike Tetiwa (ebl-Redaktion)