Lebendiges Land in gemeinsamer Hand
Die Hofgemeinschaft Vorderhaslach auf der Hersbrucker Alb ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie regional eingebundene Höfe gerettet und Regionalversorgung sowie Biodiversität gesichert werden können, wenn sich viele Menschen gemeinsam engagieren.
Im April 2023 hatten wir zuletzt über das Kooperationsprojekt der Hofgemeinschaft Vorderhaslach mit der Kulturland eG berichtet. Rund 48 Hektar Bio-Anbau-Fläche drohten dort verloren zu gehen. Durch den Tod des Eigentümers hatten sich die Besitzverhältnisse dieser Flächen geändert und der neue Eigentümer wollte den Grund verkaufen.
Hier die gute Nachricht: Gemeinsam ist es dank 206 Unterstützerinnen und Unterstützern gelungen, für über 670.000 EUR (Stand 11.03.2024) Anteile für die Hofgemeinschaft Vorderhaslach bei der Kulturland eG zu zeichnen.
Damit ist es das bisher erfolgreichste Landkaufprojekt der Kulturland eG! Zu diesem Erfolg haben auch einige von unseren treuen ebl-Wochen-Leserinnen und Lesern beigetragen.
Vielen Dank für diese großartige Leistung, Ihr Interesse und Ihr Engagement!
Was geht mich der Acker an?
Boden ist unsere Lebensgrundlage. Ohne fruchtbaren Boden gibt es kein Essen. Die landwirtschaftlichen Bodenpreise in Deutschland haben sich in den letzten 10 Jahren allerdings mehr als verdoppelt. Ein Grund dafür ist, dass immer mehr Spekulationsgeld von außerlandwirtschaftlichen Investoren in Äcker, Grünland und Wald als Geldanlage investiert wird. Auch hier in der Region, z. B. im Fränkischen Jura, kann ein Hektar Ackerland mittlerweile bis zu 80.000 € kosten. Mit Landwirtschaft lassen sich Erträge, die solche Kosten tragen können, nicht erzielen.
Heutige Hofübernahmen sind häufig mit jahrzehntelanger Verschuldung verbunden oder finanziell untragbar. Der durchaus vorhandene, motivierte und kompetente Nachwuchs in der Landwirtschaft verfügt nicht über das notwendige Kapital, um Höfe und Land zu übernehmen. Bestehende Höfe stehen in einem unaufhörlichen finanziellen Überlebenskampf. Und die steigenden Pachtpreise belasten im Bundesdurchschnitt die Höfe viel stärker als beispielsweise der Wegfall der Agrardieselsubventionierung. Die Folge davon ist, dass immer weniger Menschen mit immer größeren Maschinen immer größere Flächen bewirtschaften.
Wenn Bäuerinnen und Bauern aber sich selbst, ihre Tiere und Pflanzen sowie den Boden ausbeuten müssen, dann zahlen wir alle den Preis dafür, denn: Landwirtschaft ist Gemeingut. Unser aller Gesundheit, individuell und als Gesellschaft, hängt davon ab, dass wir heute und für Generationen eine gesunde, vielfältige und nachhaltige Landwirtschaft betreiben und so unsere Ernährungssouveränität bewahren.
Über die Kulturland-Genossenschaft
Um der Spekulation mit landwirtschaftlichem Land Einhalt zu gebieten, wurde die Kulturland eG (eG = eingetragene Genossenschaft) ins Leben gerufen. Über die gemeinwohlorientierte Genossenschaft können alle Interessierten gemeinschaftlich Eigentümerinnen und Eigentümer von Boden werden. Mit dem Geld erwirbt die Kulturland eG landwirtschaftliche Flächen, um sie im Sinne einer modernen „Allmende“ langfristig zu sichern. Dieser Boden wird so dem Spekulationsmarkt entzogen und langfristig zu günstigen Konditionen an ökologisch wirtschaftende und regional eingebundene Betriebe verpachtet. Der Mehrwert liegt in den ökologischen und sozialen Leistungen, die diese Art der Landwirtschaft ermöglicht. Über die Arbeit und die Projekte der Kulturland eG informieren wir auch über die Flyer „Wir essen vom Boden“ sowie die grüne Broschüre „Nicht gleich die Welt retten, aber ein Stück Boden“, die aktuell in unseren ebl-Märkten ausliegen.
Boden sichern für die Zukunft
Seit vielen Jahren betreibt die Hofgemeinschaft Vorderhaslach östlich von Nürnberg einen vielseitigen Demeter-Hof mit ca. 130 Hektar Ackerfläche, Grünland, Streuobstwiesen und Wald. Das dort angebaute Gemüse geht über solidarische Landwirtschaft an die Verbraucherinnen und Verbraucher. Ein Teil des Rind- und Lammfleischs sowie der Großteil des Speisegetreides wird über unsere ebl-Bio-Fachmärkte vermarktet. Nun stehen in der direkten Nachbarschaft des Hofs weitere, bereits bewirtschaftete Flächen zum Verkauf.
Und so können Sie unterstützen: www.kulturland.de/campaigns/vorderhaslach-123
Anteilseignerinnen und -eigner können wir alle werden. Ein Anteil kostet 500 EUR, gibt uns auch Stimmrecht in der Genossenschaft und macht uns zu Gemeinschaftseigentümern. Eine Kapitalverzinsung bekommen wir für unsere Einlage nicht, sehr wohl aber die Gewissheit, dass wir mit unserem Anteil eine ökologische und soziale Rendite generieren. Wer möchte, kann nach fünf Jahren jährlich kündigen und erhält das eingezahlte Geld zurück. Mit Ihrer Hilfe kann dort dieses einmalige, zusammenhängende biodynamische Biotop dauerhaft erhalten und weiterhin Landwirtschaft so betrieben werden, wie viele es sich wünschen: ökologisch, biodivers und nachhaltig für Mensch und Natur.