Kein Honigschlecken! Wie geht es eigentlich unseren Bienen und Insekten?

Es war ein hartes Jahr für die Honigbienen in der ebl-Region – mit großen Temperaturschwankungen, heftigen Regenfällen, Hitze- und Trockenheitsperioden im Wechsel. Die Lebensbedingungen für Honigbienen und wilde Insekten haben sich radikal verändert. Wie geht es den für unser Ökosystem so wichtigen Tieren aktuell und was können wir für deren Schutz tun?

Die meisten Wild- und Kulturpflanzen sind darauf angewiesen, von Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und anderen Insekten bestäubt zu werden. Honigbienen sind dabei die wichtigsten Bestäuber – für unsere Kulturlandschaft sind sie unersetzlich! Mit ihrer Intelligenz, ihrer einzigartigen Kommunikation und ihrem blütensteten Sammelverhalten bringen sie eine enorme Bestäubungsleistung. Sie sind der Motor der Artenvielfalt und sichern auch den Erhalt und die Vielfalt unserer Nahrungsmittel.

Ohne Honigbienen könnten wir kaum überleben. Immerhin hat sich in der Bevölkerung sowie in der Politik ein Bewusstsein für die Thematik entwickelt, mit entsprechenden Maßnahmen: Anfang 2019 wurde das Volksbegehren mit dem Motto „Rettet die Bienen“ erfolgreich durchgeführt. Es hatte zum Ziel, durch eine Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes die Entwicklung der Artenvielfalt in Flora und Fauna dauerhaft zu sichern und die bestehenden Lebensräume zu erhalten und zu verbessern – mit tiefgreifenden Änderungen des Bayerischen Naturschutzgesetzes. Hat diese Gesetzesänderung schon etwas gebracht? Und wie reagieren die Honigbienen und wildlebenden Insekten auf die aktuellen klimatischen Veränderungen?

Wir sprechen mit Marc Schüller von der Imkerei „Die Bienenhüter“, der auch unsere ebl-Bienen betreut, in seinem idyllischen Bienengarten im Nürnberger Süden.

Wie steht es denn um unsere Bienen?

Das kann man gar nicht so einfach beantworten, denn Biene ist nicht gleich Biene. Während die Zahl der Honigbienen-Völker steigt – auch weil immer mehr Hobbyimker aktiv sind – geht es den Insekten und insbesondere den Wildbienen sehr schlecht.

Braucht man überhaupt noch wilde Insekten, wenn es so viele Honigbienen gibt?

Ja, sehr, denn bei ihnen handelt es sich oft um spezialisierte Bestäuber, die nur an ganz bestimmte Pflanzen gehen. Das heißt, wenn diese Insektenart ausstirbt, wird auch die Pflanzenart verschwinden. Außerdem sind sie wichtige „Störer“ für die empfindlichen Honigbienen. Sie sorgen für Bewegung auf den Blüten und verbessern so die Befruchtungsleistung der Honigbienen.

Das war ein schwieriges Jahr für Bienen, oder?

Erst keine Niederschläge, dann Sturzbäche, sehr warm im März und dann wieder Kälteeinbrüche – das ist sehr schlecht für Honigbienen. Momentan geht es ihnen zwar gut, da sie bei schlechten Bedingungen von den Imkerinnen und Imkern versorgt werden und ihnen auch weniger Honig „geklaut“ wird. Allerdings hätten wohl die wenigsten Völker ohne Hilfe überlebt. Die Imkereien sind natürlich nicht glücklich, weil heuer die Ernte an vielen Standorten sehr schlecht ausfällt.

Werden sich die Bienen an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen können?

Bienen sind zwar super anpassungsfähig, aber auf diesen rasanten Klimawandel werden sie sich nicht so schnell einstellen können. Die Anpassung durch Evolution dauert einfach zu lang. Das gilt übrigens auch für alle anderen Insekten. Der Klimawandel verursacht in der Tier- und Pflanzenwelt Artenschwund – es gibt nur wenige Gewinner.

Hat „Rettet die Bienen“ in Bayern schon positive Auswirkungen?

Es wurden viele Unterschriften gesammelt und Ziele formuliert, darauf folgten aber kaum Taten. Nach wie vor wird der Lebensraum für Insekten immer kleiner: Flächen werden versiegelt, Pestizide kommen zum Einsatz, es fehlt die Biodiversität. Den Honigbienen geht es in der Stadt z. T. besser, weil am Land nichts mehr blüht. Wir brauchen jetzt echte Schritte – und Taten.

Was muss von Seiten der Politik noch geschehen, um Insekten zu schützen?

Wir brauchen großflächige Biotopverbünde, den Stopp der Bodenversiegelung, ein Verbot von Pflanzengiften und natürlich die Reduktion des CO2-Ausstoßes. Dazu gehört aber auch die Änderung unserer Gewohnheiten, wie Fleischkonsum, Reisen, Energieverbrauch, Wohnraum, Autonutzung etc. Grundsätzlich sollte es für alle möglich sein, nachhaltig zu leben. Der Staat muss den Rahmen dafür vorgeben.

Was kann jede*r Einzelne tun?

Grundsätzlich Bio einkaufen und das eigene Konsumverhalten überdenken. Wer einen Garten hat, sollte keine Flächen versiegeln und keine „chemischen Gartenmittel“ einsetzen, dafür viel blühen lassen, Nistkästen für Vögel und Insekten aufhängen und auch mal ein paar Ecken verwildern lassen. Auch kleine Balkone und Terrassen werden mit insektenfreundlichen Pflanzen (z. B. Kräutern, Beeren, Efeu, Wein, Knöterich, Rosen) zu kleinen Naturoasen. Eigentlich ist es ganz einfach, etwas zu bewirken. Man muss es nur tun!

Autorin: Friederike Tetiwa