Im Portrait: Bio-Obst Augustin – mehr als 100 % Bio

Im Portrait: Bio-Obst Augustin – mehr als 100 % Bio

Das Alte Land ist Europas größtes zusammenhängendes Obstanbaugebiet. Bereits in der 12. Generation betreiben die Augustins hier Obstanbau. Heute bewirtschaftet die Augustin-Gruppe 330 Hektar. Seit 1990 arbeitet der Betrieb zu 100 % Bio, seit 2001 zu 100 % in Demeter-Qualität.

Aber nicht nur auf dem Feld ist die Augustin-Gruppe ein echtes Vorzeigeunternehmen. Wir haben uns mit Catharina Augustin über den Betrieb und ihre Visionen von ökologischer Landwirtschaft unterhalten. Die Natur, andere und sich selbst im unternehmerischen Handeln mitzudenken – das ist die Vision von Catharina Augustin, die vor drei Jahren die Geschäftsführung für die Bio-Obst Augustin GmbH & Co. KG von ihren Eltern übernommen hat. 9 Betriebe, größtenteils aus der weiteren Familie,  haben sich hier für eine gemeinsame Vermarktung zusammengeschlossen und produzieren neben Äpfeln auch Birnen. Catharina Augustin hatte schon mit 13 begonnen auf Hausmessen mitzufahren. „Es war für mich früh klar, dass es nicht nur darum gehen kann, geschmacklich gute, ökologisch angebaute Äpfel zu produzieren.“, erklärt sie. Es ist zu spüren, dass hier jemand seine Bestimmung lebt.

Liebevoll und achtsam mit Mensch und Natur arbeiten

Mit der Übergabe der Geschäftsführung von ihren Eltern 2018, begann Catharina Augustin auch die inneren Strukturen des Betriebs zu hinterfragen. 100 % ökologisch, regenerativ, transparent und gesund sind die Prinzipien, die ihre Unternehmensphilosophie wohl am besten zusammenfassen.

„Wir haben einen hohen Anspruch an den Umgang mit der Natur. Liebevoll, achtsam soll das sein. Mir war wichtig, dass wir uns als Menschen auch als Teil dieses Systems verstehen. Unser Blick auf das Unternehmen ist so noch ganzheitlicher geworden.“, so Augustin. Das war nicht immer ein einfacher Prozess und nicht alle im Betrieb wollten diesen Weg mitgehen. Gemeinsam Verantwortung tragen, für sich aber auch für das Ökosystem, ist eben immer noch für Viele eine  ungewohnte Arbeitshaltung. „So viele Menschen erkranken am Arbeitsplatz. Wir müssen erst wieder lernen, auch auf den eigenen Körper und die eigene Gesundheit zu achten. Wie gehe ich mit mir um? Mit meinem Körper? Auch wir leben in Zyklen, auch wir sind Teil der Natur.“, so Augustin weiter. Deshalb bietet ein Heilpraktiker einmal die Woche direkt im Betrieb Sprechzeiten für die Mitarbeiter*innen an.

Den Boden als Organismus betrachten

Auch das Wohl der Böden ist ein wichtiges Thema. „Wir verstehen unsere Böden als eigenen Organismus. Das geht über Bio hinaus. Denn auch bei Bio gilt vielerorts noch das Prinzip: Ich habe ein Problem und versuche das zu lösen.“ Catharina Augustin ist überzeugt: Das geht auch anders. Den Boden als lebendigen Organismus zu achten, entsprechend zu hegen und zu pflegen. Das scheint sich auszuzahlen, so haben beispielsweise ihre Obstbauern beobachtet, dass die Böden extremer Trockenheit viel besser standhalten. Der 100 % ökologische Anbau nach dem Demeter-Standard ist da selbstverständlich ein wichtiger Bestandteil der Bodenpflege.

True Cost – ehrliche Preisgestaltung

Ein weiteres wichtiges Anliegen von ihr, ist die Transparenz in der Preisgestaltung. True-Cost-Accounting heißt das Zauberwort, sprich eine ganzheitliche Kostenerfassung. Catharina Augustin ist überzeugt, würden wir ehrliche Preise haben, die alle Kosten  mit enthielten, so wären die ökologischen Produkte längst die preiswertere Alternative. Eine Studie in Frankreich zeigt, dass die Kosten für die Wiederaufbereitung des Wassers, wegen der durch die Landwirtschaft verursachten Verschmutzungen des  Grundwassers, genauso hoch sind, wie der Gesamtumsatz an Lebensmitteln in Frankreich. Müssten also die Mitverursacher, z. B. die konventionellen Landwirte, diese Kosten tragen, so wären Bio-Produkte längst preiswerter. Und das ist nur eines von vielen  Beispielen versteckter Kosten, die heute durch Steuern sozialisiert werden.

„ebl-naturkost und Bio-Obst Augustin, das passt gut zusammen“, findet Catharina Augustin. „Bereits seit 2007 arbeiten unsere Betriebe zusammen. Mein Vater hatte auf einer Messe von ebl-naturkost gehört. So kam es zu einem Termin mit Gerhard Bickel. Das war der Beginn einer bis heute andauernden Partnerschaft.“ Beide Unternehmen sind Pioniere und beständig auf der Suche, Bio noch besser zu machen.