Für mehr Bio in der gesamten Wertschöpfungskette

In Bayern gibt es 27 Öko-Modellregionen. Die Öko-Modellregionen sind Teil der Initiative BioRegio Bayern 2030 der bayerischen Staatsregierung. Die Initiative wurde 2019 ins Leben gerufen und hat das Ziel, bis zum Jahr 2030 in Bayern 30 % Ökolandbau zu erreichen.

Ein ambitioniertes Ziel, bedenkt man, dass der Anteil derzeit etwas mehr als 12 % beträgt. Ich habe mich mit Annika Reich unterhalten, die seit einem Jahr als Projektmanagerin für die Öko Modellregion Amberg-Sulzbach und Stadt Amberg verantwortlich ist.

Die Öko-Modellregionen sollen die Landwirt*innen von der Verarbeitung bis zur Vermarktung unterstützen und vernetzen. Sie sollen Landwirt*innen auch beim Umstellen auf Öko-Landbau helfen. Im Gegensatz zum Süden Bayerns, wo die 30 % Bio-Anteil schon heute in einigen Regionen erreicht sind, liegt die Region Amberg-Sulzbach im bayerischen Mittel, also bei rund 12 %. Besonders wichtig ist für das Projekt der Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten, vom Feld bis zu den Verbraucher*innen. In der Region Amberg liegt der Schwerpunkt dabei bei Getreide, Milch und der Fleischvermarktung. Die Projekte sind vielfältig: Von der Solidarischen Landwirtschaft über den „Arbeitskreis Streuobst“ bis hin zu Begegnungsabenden zwischen Landwirten, Weiterverarbeitern und uns Verbraucher*innen reicht ihr Arbeitsfeld. Unter dem Motto „Bio erleben“ organisiert sie Begegnungen mit Bauern und Verarbeitern, um Einblicke in die ökologische Lebensmittelerzeugung zu gewähren. So soll mehr Wertschätzung und gegenseitiges Verständnis für die Bedürfnisse aller in dieser Wertschöpfungskette entstehen.

Möchten Sie Ihrem Brot schon mal beim Wachsen zuschauen?

Mit dem Projekt „Unser täglich Brot“ wird vom Getreide auf dem Feld bis in die Backstube der gesamte Verarbeitungsprozess in der Region abgebildet. So kommt zum Beispiel das Getreide aus Schäflohe vom Biohof der Familie Walz. Die lässt ihr Getreide von der Gailertsreuther Bio-Mühle in Floß zu Mehl verarbeiten. Daraus backt ein Allersburger Bäcker das Brot, welches Michaela Walz im hofeigenen Bioladen verkauft. Fertig ist die regionale Wertschöpfungskette. Beständig sucht Reich nach weiteren Bäckereien, die bereit sind, ihren Betrieb auf Bio umzustellen, um das Angebot von der Region für die Region zu erweitern.

Reich will vernetzen. Da gibt es den Milchhof Pöllinger, der einen Teil seiner Heumilch zu Käse verarbeiten lassen möchte, um diesen dann direkt zu vermarkten. Im Nachbarlandkreis sucht ein Käser gerade einen Heumilchlieferanten. Sie vernetzt Direktvermarkter, die nun kooperieren und mit einem gemeinsamen Stand auf den Märkten auftreten. Ende 2021 hat Annika Reich gemeinsam mit dem Nürnberger Land eine Regio Plus Challenge organisiert. Auch 2022 soll im Herbst wieder eine solche Challenge stattfinden. Der offizielle Zeitraum der Aktion mit vielfältigen Aktionen ist vom 26. September bis 02. Oktober. Die Aufgabe für diese Aktionswoche ist es, sieben Tage zu essen und zu trinken, was maximal 50 Kilometer um den eigenen Wohnort entstanden ist. Jede Zutat eines Gerichts sollte diese Voraussetzung erfüllen! Vom Apfel bis zum Zucker. Kein einfaches Unterfangen. Allerdings sind drei faire Joker erlaubt. Die wollen aber gut gewählt sein. Ist es der Kaffee, der Pfeffer, die Bananen oder vielleicht doch Schokolade? Schnell merken wir, wie viele unserer Lebensmittel typischerweise einen weiten Weg zurücklegen, ehe sie bei uns auf dem Teller landen.

Reich ist Bio-Botschafterin aus Leidenschaft. „Jeder kleine Schritt zählt. Wenn wir uns für hochwertige Öko-Lebensmittel entscheiden, hilft das nicht nur unserer Natur und dem Klima, sondern auch unserer Region und den Produzent*innen, denen unser Einkauf ein Auskommen sichert. Und wenn wir vielleicht die Fleischportionen etwas verringern und mit der Saison einkaufen, dann sollte es uns auch gelingen, dass wir uns trotz steigender Preise auch weiterhin gesund und ökologisch ernähren können“, ist Reich überzeugt. Dazu können wir alle beitragen.

Freier Autor: Frank Braun