Ein Rückblick auf die Weltklimakonferenz

Bereits zum 26. Mal trafen sich mehr als 190 Nationen in Glasgow zur Weltklimakonferenz, um wirkungsvolle Maßnahmen zur Erreichung des 1,5-Grad-Zieles zu vereinbaren. Die einen feiern nun die Ergebnisse des Gipfels, die anderen kritisieren sie. Der Versuch einer Bestandsaufnahme.

Wie nicht anders zu erwarten feiert die Politik die Weltklimakonferenz als großen Erfolg. So sagte beispielsweise Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen:
„Wir haben Fortschritte bei den drei Zielen gemacht, die wir uns zu Beginn der COP26 gesetzt haben: Erstens, Zusagen zur Senkung der Emissionen zu erhalten, um die globale Erwärmungsgrenze von 1,5 °C nicht zu überschreiten. Zweitens haben wir das Ziel erreicht, 100 Milliarden Dollar pro Jahr an Klimafinanzierung für Entwicklungsländer und gefährdete Länder bereitzustellen. Und drittens, eine Einigung über das Pariser Regelwerk zu erzielen. Aber es bleibt keine Zeit zum Ausruhen: Es liegt noch harte Arbeit vor uns.“

In der Tat ist die Weltgemeinschaft sich einig, dass etwas passieren muss. Dass die beschleunigte globale Erwärmung vorwiegend durch uns Menschen verursacht wird, ist erfreulicherweise Konsens. Gestritten wird längst nicht mehr um diese grundsätzliche Frage, sondern um Geschwindigkeit und Inhalt der notwendigen Maßnahmen. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich am Ende des Gipfels recht ernüchtert. Die Gefahr einer globalen Klimakrise sei mit diesen Maßnahmen nicht gebannt, so seine kritische Bilanz.

Noch drastischer formulierte es die Fridays for Future Aktivistin Greta Thunberg: „Die COP26 ist vorbei. Hier ist eine kurze Zusammenfassung: Blah, blah, blah. Aber die echte Arbeit geht außerhalb der Hallen weiter. Wir werden niemals aufgeben, niemals,“ schreibt Thunberg.

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Das Zitat des deutschen Schriftstellers Erich Kästners bringt es treffend auf den Punkt. Am Ende geht es nicht darum, weitere Beschlüsse aufs Papier zu bringen, sondern in der Umsetzungsgeschwindigkeit und -konsequenz besser zu werden. Auch vor Glasgow und vor Paris gab es schon genügend Beschlüsse, die, wenn sie denn wirklich umgesetzt worden wären, das 1,5 Grad-Ziel erreichen würden. Das ist für mich das eigentliche Problem dieser endlosen Diskussionen. Sowohl Politiker*innen als auch wir haben uns daran gewöhnt, dass laufend Dinge gesagt und beschlossen werden, die dann nicht eingehalten werden. Wie würde Erziehung, wie würde Gesellschaft im Generellen aussehen, wenn wir alle nach diesem Prinzip handeln würden?

Es gäbe kein Vertrauen mehr in Eltern und andere Leitfiguren, würden wir nach diesem Prinzip leben. Nach und nach zieht sich diese Inkonsistenz von Wort und Tat durch das Gesamtsystem. Kinder adaptieren ihre Eltern, Menschen die Politik. Es ist toleriert und normal, Dinge zu vereinbaren, an deren Umsetzung wir nicht glauben. Dieses Verhalten durchseucht unsere Gesellschaft wie das Virus, das wir gerade so vehement bekämpfen, nur dass wir uns mit diesem mindestens ebenso dramatischen Missstand scheinbar auch abgefunden haben.

Aber ist die Debatte nicht müßig? Ja, die vereinbarten Maßnahmen sind wohl unzureichend, aber wer glaubt denn überhaupt noch daran, dass diese überhaupt umgesetzt werden? Sollten wir nicht vielmehr über die grundsätzliche Entscheidungs- und Umsetzungskultur in der Politik reden und unser Gedächtnis schärfen, was alles gerade vor den Wahlen versprochen wurde und dieses vehement einfordern? Wir haben uns zu Klimaschutz, Menschenrechten, den nachhaltigen Entwicklungszielen und vielem mehr bekannt, wirtschaften aber fröhlich weiter und brechen all diese Prinzipien täglich. Ein Staat, in dem die Bürger*innen sich daran gewöhnt haben, dass Vereinbartes nicht umgesetzt wird, hat sich seiner Grundlagen beraubt. Glaubwürdigkeit ist die Grundlage jeglichen Miteinanders. Diese gilt es seitens der Politik, aber auch von unserer Seite aus wieder zurückzugewinnen.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

Herzlich grüßt
Frank Braun (freier Autor für die ebl-Redaktion)