Der Planet-Score – ehrlich, einfach, transparent

Mit dem „Planet-Score“ haben französische Wissenschaftler*innen, Umwelt- und Verbraucherschutzverbände ein umfassendes und trotzdem verbrauchernahes Nachhaltigkeitslabel vorgelegt.

Aus Sicht des Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) eignet sich der Planet-Score bisher am besten dazu, Verbraucher*innen umfassend und transparent über die Umweltauswirkungen
von Lebensmitteln zu informieren.

Was ist der Planet-Score?

Der Planet-Score ist ein freiwilliges Umwelt-Label, das die ökologische Nachhaltigkeit von Lebensmitteln bewertet. Er geht auf eine Initiative von 16 französischen Verbraucherschutz- und Umweltverbänden zurück. Entwickelt wurde er unter anderem vom französischen Forschungsinstitut für ökologische Landwirtschaft und Lebensmittel ITAB (Institut
de l’agriculture et de l’alimentation biologiques).

Auf einer Skala von A bis E weist der Planet-Score einen Gesamtscore aus: Ein mit einem grünen A bewertetes Lebensmittel zeigt eine bessere Umweltbilanz auf, als ein Lebensmittel mit einem gelben C. Zusätzlich zeigt er Verbraucher*innen, in welchem Maße das Lebensmittel durch den Einsatz von Pestiziden hergestellt wurde und welche Auswirkungen auf die Biodiversität und das Klima bestehen. Bei tierischen Lebensmitteln kommt außerdem eine Tierwohlbewertung hinzu.

Wie bewertet der Planet-Score?

Der Planet-Score verwendet als Grundlage die Daten der französischen Agribalyse-Datenbank, einer auf PEF (ProductEnvironmental Footprint) basierenden Ökobilanz-Datenbank.
Bei der PEF handelt es sich um eine Lebenszyklusanalyse (LCA), die die potenziellen Umweltwirkungen und die Energiebilanz von Produkten während des gesamten Lebenswegs betrachtet.
Die PEF-Methodik ist allerdings unvollständig und bildet besonders bei Agrar- und Lebensmittelsystemen die Öko-Bilanz nicht umfassend ab. Bei der Anwendung auf tierische Produkte führt der PEF zu irreführenden Ergebnissen:Je intensiver die Haltungsform des Tiers ist, desto besser schneidet sie bei der Bewertung der Produkte als Indikator für den Ertrag ab. Deshalb werden hierbei beispielsweise Eier von Hühnern in Käfighaltung besser bewertet als Eier aus Freilandhaltung, die wiederum besser abschneiden als Bio-Eier. Bei pflanzlichen Produkten hingegen lässt sich nicht
zwischen Produkten einer Produktkategorie unterscheiden. Dementsprechend würde ein Apfel aus nachhaltiger Produktion den gleichen Wert erhalten, wie ein Apfel aus nichtnachhaltiger Produktion.

Daher ist es notwendig, die LCA-Daten mit weiteren Indikatoren zu ergänzen, um Verbraucher*innen transparent über alle positiven und negativen Auswirkungen der Lebensmittelproduktion zu informieren. Der Planet-Score korrigiert die LCA und ergänzt fehlende Indikatoren (erweiterte Lebenszyklusanalyse), die die Umweltauswirkungen somit aussagekräftiger und vollständiger abbilden. Diese erweiterte Analyse unterscheidet den Planet-Score auch grundlegend von anderen Siegeln wie dem Nutri-Score und dem Eco-Score. Der Nutri-Score ist eine Nährwertkennzeichnung, die anhand einer Ampelskala Orientierung bieten möchte, wie gesund ein Lebensmittel ist. Die Ampel des Eco-Score betrachtet Umweltauswirkungen eines Lebensmittels. Doch beide Scores ignorieren – anders als der Planet Score – wichtige Indikatoren wie den Pestizideinsatz und seine Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt sowie
den Einfluss auf Klima, Artenvielfalt und Tierwohl.

Verbindliche, einheitliche Nachhaltigkeitskennzeichnung für Lebensmittel?

Mehr als die Hälfte der EU-Bürger*innen wünscht sich laut aktuellen Umfragen mehr Angaben dazu, welche Umweltauswirkungen ihre Lebensmittel haben. In Deutschland sind sogar knapp 90 Prozent der Verbraucher*innen für eine leicht verständliche Nachhaltigkeitskennzeichnung. Die Europäische Kommission möchte deshalb bis 2024 einen einheitlichen Rahmen für die Nachhaltigkeitskennzeichnung von Lebensmitteln schaffen. Verbraucher*innen sollen künftig auf einen Blick erfassen können, welche Umweltauswirkungen die Herstellung ihrer Lebensmittel verursachen. Erste Hersteller von Bio-Lebensmitteln, wie Bohlsener Mühle und Bio Planète, geben für ihre Produkte den Planet-Score bereits an, Allos plant dies ebenfalls noch für die
kommenden Monate.

Im Vergleich zu anderen Labels ist der Planet-Score bisher einzigartig: Er wird nach Einschätzung des BNN dem komplexen Thema Nachhaltigkeit gerecht und ist gleichzeitig leicht verständlich. Durch die zusätzliche Darstellung der einzelnen Bewertungskriterien Pestizide, Biodiversität, Klima und Tierwohl versetzt der Planet-Score Verbrauchende in die Lage, eine individuelle, ihren eigenen Kriterien entsprechende Kaufentscheidung zu treffen. Der BNN bezeichnet den Planet-Score daher als „echte Nachhaltigkeitskennzeichnung statt Greenwashing“ und empfiehlt ihn deshalb auch als Grundlage für eine europaweit standardisierte Kennzeichnung der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln.

Autorin: Christine Fröhlen (ebl-Redaktion)