Damit Öko das neue „Normal“ wird

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ist der Spitzenverband landwirtschaftlicher Erzeuger, Verarbeiter und Händler ökologischer Lebensmittel in Deutschland.

Ziel des Verbandes ist es, gerade auch gegenüber Politik und Gesellschaft, mit einer Stimme zu sprechen und so Rahmenbedingungen zu schaffen, die auf unseren Feldern, in den Ställen, bei den weiterverarbeitenden Betrieben und im Handel eine ökologische Lebensmittelwirtschaft nicht mehr als Alternative, sondern als das neue „Normal“ selbstverständlich werden lassen. Seit 2002 arbeitet der BÖLW in Deutschland daran, dass die Leistungen der ökologischen Lebensmittelwirtschaft in Politik und Gesellschaft angemessen wahrgenommen werden. Die Bio-Fläche hat aktuell in Deutschland einen Anteil von 10,8 % an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Über 64 % davon werden nach den Richtlinien der Bio-Anbauverbände bewirtschaftet. Seit 2015 stellten 8.000 Bäuerinnen und Bauern auf ökologische Landwirtschaft um – in Summe sind es jetzt über 35.000 Bio-Höfe in Deutschland, jeder achte Betrieb. Dazu kommt eine wachsende Zahl weiterverarbeitender Betriebe wie Mühlen, Bäckereien und Molkereien.

Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist das Ziel verankert, den Anteil Bio-Anteil auf 30 % zu erhöhen. BÖLW-Vorstandsvorsitzende Tina Andres hat hier klare Vorstellungen: „Es liegt jetzt an der Bundesregierung nicht nur 30 % Bio bis 2030 und Öko als Leitbild auszurufen, sondern alle erforderlichen Weichen für den Umbau unseres Agrar- und Ernährungssystems zu stellen. Öko ist das Herz dieses Umbaus. Mit mehr Bio sind weniger Tiere auf den Höfen, bekommen dafür aber mehr Platz. Artenvielfalt darf auf den Acker, synthetische Pestizide oder Dünger sind tabu. Mit Bio im Einkaufskorb essen die Menschen gesünder, gentechnikfrei und klimafreundlicher.“

Wie regenerative Energien das Rückgrat der Energiewende sind, so ist eine ökologische Landwirtschaft der Grundpfeiler einer dringend notwendigen Ernährungswende. Der Ukraine-Krieg zeigt, wie anfällig unser globales Ernährungssystem ist. Sichere Ernten brauchen resiliente Öko-Systeme statt einer Landwirtschaft, die langfristig ihre eigenen Produktionsgrundlagen zerstört. Ernährungssouveränität braucht stabile, regional orientierte Liefer- und Wertschöpfungsketten.

Dafür ist es notwendig, dass Politik nicht nur Ziele formuliert, sondern auch Rahmenbedingungen schafft, die einen jährlichen Zuwachs der Öko-Anbaufläche um 12 % ermöglichen. Weiter muss dafür gesorgt werden, dass die Waren auch ihre Abnehmerinnen und Abnehmer finden, ist der BÖLW überzeugt. Dafür gilt es auch die EU-Agrarpolitik national entsprechend an diese Ziele anzupassen und auch an weiteren wichtigen Stellschrauben zu drehen. Dann wäre dieses 30-Prozent-Ziel durchaus realistisch und nur ein Durchgangs-Meilenstein auf dem Weg zu einer Land- und Lebensmittelwirtschaft die zu 100 % gut zu Mensch und Umwelt ist.

Öko schützt Klima

Auch eine wirksame Klimapolitik in der Landwirtschaft ist für den BÖLW ein wesentliches Handlungsfeld. Zwischen 21 und 37 % – so hoch schätzt der Weltklimarat den Anteil der globalen Treibhausgasemissionen ein, den unsere Ernährung ausmacht. Jährlich erbringen Bio-Böden laut BÖLW eine Klimaschutzleistung von 1.082 kg CO2-Äquivalenten pro Hektar. Die geplante Ausweitung auf 30 % Öko-Fläche bis 2030 würde somit den Ausstoß an Treibhausgasen um 3,1 Mio. Tonnen jährlich reduzieren. Die Gründe für die klimafreundliche Wirkung sind vielfältig. So brauchen beispielsweise Bio-Höfe Humus und der speichert Kohlenstoff. Ein Bio-Hektar enthält im Schnitt 10 % mehr Humus als ein konventioneller Acker. Auch der Ausstoß an Emissionen ist im Öko-Landbau deutlich verringert. So ist beispielsweise der Ausstoß von Lachgas, dem gefährlichsten aller Klimagase, bei Bio um durchschnittlich 24 % geringer, langfristig betrachtet sogar um bis zu 40 %.

Um diese Ziele zu erreichen, gilt es in allen Bereichen, von der Öko-Forschung über die Züchtung bis hin zur Ausbildung und dem Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten, vom Acker bis zum Teller klare Vorschläge zu erarbeiten. Als Verband gibt der BÖLW diesen wichtigen Themen in Medien, Politik und Gesellschaft eine Stimme.