„Bio als Inflationsbremse“

Bio-Lebensmittel und -Produkte sind gut für Mensch, Tier, Klima und Umwelt – aber aktuell gibt es noch eine erstaunliche Entwicklung, die uns allen gefallen dürfte: Bio erweist sich in der anhaltenden Krise auch als preisstabil und teilweise günstiger als konventionelle Produkte.

Diese Nachricht mag zunächst überraschen. Dafür gibt es aber eine logische Erklärung: vieles, was man in der Branche schon immer mitgedacht und umgesetzt hat, zahlt sich jetzt im wahrsten Sinne des Wortes für alle aus!

Geringere Preissteigerungen bei Bio-Lebensmitteln

Die vor kurzem im Januar 2023 vom BÖLW (Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft) veröffentlichte Studie „Bio wirkt als Inflationsbremse“ bestätigt, dass die Preise für Bio trotz Inflation stabiler bleiben als die für konventionell erzeugte Lebensmittel, vor allem im Bio-Fachhandel, also in Bio-Läden und Bio-Supermärkten. Preisunterschiede zwischen konventionellen und Bio-Lebensmitteln haben sich 2022 deutlich verringert. In bestimmten Bereichen, wie z. B. bei Milch und Butter, aber auch bei Gemüse sind konventionelle Produkte zeitweise teurer als Bio-Lebensmittel.

Die besondere Preisstabilität im Bio-Fachhandel hat mehrere Gründe:
Zum einen konzentriert sich der Bio-Fachhandel auf regionale Wertschöpfungsketten und ist damit weit weniger abhängig von globalen Entwicklungen und Preisschwankungen am Weltmarkt. Zum anderen haben Erzeuger, Verarbeiter und Händler hier teils über Jahrzehnte langjährige partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen miteinander aufgebaut. Diese Beziehungen ermöglichen nachhaltiges Wachstum, auskömmliche Erträge und Planbarkeit für alle Partner – damit auch morgen und übermorgen noch Bio-Waren in bester Qualität eingekauft und gehandelt werden können. 2022 haben sich diese Partnerschaften im Bio-Fachhandel weiterhin bewährt, um Kostensteigerungen gemeinsam zu schultern und so auch gemeinsam durch
die Krise zu kommen. Davon profitieren auch Verbraucher*innen, wie die BÖLW-Studie jetzt zeigt.

Bio ist auch deshalb preisstabiler, weil die EU-Öko-Verordnung den Einsatz von Kunstdünger und chemisch-synthetischen Pestiziden verbietet. Die Herstellung dieser Stoffe sowie deren Transport benötigen große Mengen an Energie, die die Erzeugung konventioneller Lebensmittel jetzt so teuer macht.

True Cost war bisher unsichtbar

Die wirklichen Kosten, die wir alle zahlen müssen, liegen in vielen Fällen hinter dem Preisschild – versteckt in den negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt und uns selbst. Der Betrag auf dem Kassenzettel zeigt also oft nicht die wahren Kosten (True Cost). Eine wegweisende True-Cost- Studie („The Hidden Cost of UK Food“), die bereits 2017 in England veröffentlicht wurde ergab, dass wir unsere Lebensmittel zweimal bezahlen – den Preis auf dem Kassenzettel und die gleiche Summe nochmals aufgrund versteckter Kosten, die durch Folgeerscheinungen der Lebensmittelproduktion entstehen, wie z. B. Kosten zur Behebung von Umweltschäden und Krankheiten. Diese werden durch Abgaben, Steuern und Krankenkassenbeiträge beglichen und bleiben damit für die*den Verbraucher*in unsichtbar.

Bei der Preisberechnung nach dem True-Cost-Modell schneiden Erzeugnisse aus der Bio- Landwirtschaft deutlich besser ab. Aufgrund des schonenderen und weniger
invasiven Umgangs mit den natürlichen Ressourcen Boden und Wasser, der Verwendung von Bio-Saatgut sowie durch den Verzicht auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel entstehen keine oder geringere Schäden und dadurch auch niedrigere versteckte Folgekosten. Obst, Gemüse und Getreide aus konventionellem Anbau sind also nur vermeintlich billiger. In Wahrheit zahlen wir dafür schon immer einen hohen Preis: Sichtbar wird ein Teil des echten Preises bei den bisher scheinbaren Schnäppchen jetzt nur, weil sich die Kostensteigerungen z. B. für Energie nicht mehr mit den Billigpreisen abdecken lassen und nun von den Lieferanten der Supermärkte und Discounter direkt an die Verbraucher*innen weitergegeben werden.

Hier geht die Rechnung auf!

Letztendlich trägt jedes Unternehmen selbst die Verantwortung, in welcher Weise es wirtschaftet – auf Kosten anderer und der Umwelt oder lieber nachhaltig und verantwortungsvoll. Sie als Verbraucher*innen fördern mit Ihrem Einkauf in Bio-Läden und Bio-Supermärkten eine ökologisch nachhaltige und klimafreundliche Lebensmittelwirtschaft sowie eine regional nachhaltige Entwicklung statt kurzfristiger Gewinnmaximierung. Die aktuelle Situation zeigt deutlich: Wer außerdem auch stabile Preise will, ist im Bio-Fachhandel nicht nur gut, sondern besser beraten.

Ihre ebl-Redaktion