2000 Quadratmeter, die uns ernähren
Auf den Feldern und in den Gärten dieser Welt wächst eine unglaubliche Vielfalt an Nutzpflanzen, von denen die meisten von uns nur die wenigsten kennen. Ein maßstabsgetreuer Weltacker zeigt, wie viele Hektar Ackerfläche der Erde mit welchen Pflanzen bestellt werden und wie eine gerechte Flächenverteilung aussehen könnte.
Teilt man die weltweite landwirtschaftliche Fläche durch die Anzahl der Erdenbürger*innen, so ergibt sich Stand heute eine Fläche von 2000 m², die jedem einzelnen Menschen rechnerisch zustehen. Das Projekt will an verschiedenen Orten der Welt visualisieren, dass es durchaus möglich ist, die gesamte Weltbevölkerung mit dieser Pro-Kopf-Fläche gesund und gerecht zu ernähren. Auch in Nürnberg konnte die Implementierung eines Weltackers im letzten Jahr starten. – alle Infos dazu finden Sie unter www.weltacker-nuernberg.org.
Schaut man sich anteilig an, was auf der global verfügbaren Ackerfläche von rund 1,5 Milliarden Hektar derzeit angebaut wird, so wäre über die Hälfte der Fläche mit vier Kulturen bestellt: Weizen, Mais, Reis und Soja, so erklärt Elna Tietböhl, Projektleiterin des Nürnberger Weltackers. Ziel ist es gemeinsam nach Antworten zu suchen und aufzuzeigen, wie eine zukunftsfähige gerechte Landwirtschaft, die ebenso gutes Klima schafft, aussehen könnte. Das soll zum einen durch Bildungsprojekte erfolgen, zum anderen aber auch ganz praktisch auf dem Feld. Auf einem solchen Weltacker muss alles wachsen, womit Mutter Erde uns nährt und versorgt: Reis, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Öl, Zucker oder Zutaten für Brot… aber auch all das Futter für die Tiere, deren Fleisch, Milch und Eier wir verzehren, Baumwolle für Jeans, Tabak für Raucher*innen, Energie für Bio-Gasanlagen oder Bio-Diesel und nachwachsende Rohstoffe für die Industrie.
Der erste Weltacker wurde 2013 als kulturelle Bildungseinrichtung in Berlin eröffnet, wo er seit 2018 in Pankow zuhause ist. Weltweit existieren bereits mehr als 20 solcher Einrichtungen von New Delhi, Indien bis Gilgil, Kenia. Der Weltacker in Nürnberg ist ein Gemeinschaftsprojekt von SDGs go local (Bluepingu e.V.) und der Innovation und Zukunft Stiftung, die u. a. die Grundfinanzierung sichert. Auch in Bamberg arbeitet derzeit ein Team an der Umsetzung eines Weltackers.
Der Nürnberger Weltacker befindet sich direkt am Westpark (Von-der-Tann-Straße) in Nürnberg, wo ein ehemaliger Parkplatz im vergangenen Herbst entsiegelt wurde. „Direkt vor Ort wollen wir den Zusammenhang von Landwirtschaft mit Klima, Umwelt, Gesundheit, Armut, Hunger erlebbar machen“, so Tietböhl. Auch die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen werden auf dem Weltacker thematisiert. „Daneben kann einer Stadt wie Nürnberg, die einen großen Bedarf an Grünflächen hat, eine zusätzliche landwirtschaftliche Nutzfläche nur guttun“, ist Tietböhl überzeugt.
Kultur und Natur erleben
Mittlerweile hat sich ein starkes internationales Partneräcker-Netzwerk formiert. Aber auch in Nürnberg hat sich längst ein solides Netzwerk entwickelt. So hat z. B. der Tiergarten Nürnberg unter anderem die Bodenprobenuntersuchung und den Kompost gespendet, die Stadt Nürnberg hat den Grund langfristig für das Projekt für einen symbolischen Preis zur Verfügung gestellt und es gibt verschiedene Kooperationen mit der TH Nürnberg. Bemerkenswert ist der Brückenschlag des Weltackers zur Kultur. So wird das erste gemeinwohlzertifizierte Privattheater „Salz + Pfeffer“ den Nürnberger Weltacker mit Theaterstücken durch die Jahreszeiten begleiten und die CO2-Initiative der Nürnberger Philharmoniker (Phil-CO2) wird den Weltacker mit Konzerten bereichern.
Im Oktober 2022 wurde die erste Gründüngung nach der Entsiegelung und des Auftragens eines neuen Oberbodens gesetzt. Im Februar 2023 wurde der Weltacker Nürnberg zur Gastgeberin des internationalen Partneräcker-Treffens. 13 Weltacker-Projekte aus ganz Europa waren in Nürnberg zu Gast, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Im April wurde nun auch die erste Ansaat gemacht, erzählt Tietböhl begeistert. Bislang wurden fünf verschiedene Weizensorten, Hafer und Roggen angesät. Neben den 2000 m² Ackerfläche wird noch ein Seminargebäude entstehen, wo Vorträge und Diskussionsabende stattfinden sollen. Am Sonntag, 2. Juli wird der Weltacker feierlich eröffnet.
Das Weltacker-Projekt ist ein Mitmachprojekt. Wer sich engagieren möchte, schreibt bitte an weltacker@innovationzukunft.org. Dann werden Sie über partizipative Möglichkeiten informiert. Für alle geplanten Aktionen und weitere Informationen ist der Weltacker Nürnberg auch in den sozialen Medien vertreten (Instagram, Facebook, YouTube, Twitter, LinkedIn).
Ein Beitrag der ebl-Redaktion